„Nächster Halt: Steppe“ oder eine angeregte Diskussion über Kasachstan

Ende Juni veranstaltete der bayerische Jugendverband der LmDR in Kooperation mit dem bundesweiten unabhängigen Zusammenschluss von JournalistInnen mit und ohne Migrationsgeschichte, „Neue deutsche Medienmacher“, im Verein „Nordkurve“ in Nürnberg eine Lesung mit der freien Journalistin Chris Tomas, die ihre unauslöschlichen Eindrücke von Kasachs­tan in dem Buch „Nächster Halt: Steppe“ beschrieb.

Zwei Wochen vor der Veranstaltung hatte ich unter unseren Jugendlichen eine kleine Befragung durchgeführt: Was wisst ihr von Kasachstan? Einige Antworten waren schon ein bisschen banal: „Kasachstan ist ein großes Land im Eurasien.“ Andere waren nur wenig kreativer: „Ka­sachstan ist riesig und hat viele Steppen.“

Und nur eine war so klug, mich zurückzufragen, was ich denn selbst von Kasachstan erzählen könne. Ich holte Atem und antwortete: „Hm – gute Frage... Ich weiß ja auch nicht so viel, obwohl ich schon mal dort gewesen bin. Damals war ich nicht besonders beeindruckt von dem Land. Es war im September, kalt und windig. Wegen des anhaltenden Regens wirkte die Wiese grün, und die Menschen, die dort lebten, bewunderten diese Farbe.“

In diesem Sinne war es für mich sehr spannend, die Eindrücke der deutschen Journalistin Chris Tomas zu hören, die eine Tour nach Kasachstan unternommen und darüber zusammen mit Stephanie Karrass das oben genannte Buch geschrieben hat.

Die Lesung wurde von Natali Keller moderiert, die ihre Erinnerungen an Kasachstan mit uns teilte: „2009 erfüllte ich mir den Traum, nach dem Studium für fast ein Jahr in die kasachische Hauptstadt Astana zu gehen, um dort zu arbeiten. Ich wollte in das Land, in dem ich geboren wurde. Ich wollte es wieder sehen und neu entdecken. So geht es nicht nur mir, ich treffe immer mehr und öfter Menschen, die in dieses weite Land reisen wollen und sich für seine Geschichte, seine Natur und seine Menschen begeistern.“

Mit jedem Auszug aus dem Buch von Chris Tomas versank ich tiefer und tiefer in diese Erzählung über Kasachstan. Die freundlichen und müden Gesichter der Menschen schwammen durch meinen Kopf, ich spürte die Gerüche von Besch­parmak und frischer Milch. Als ich mich umsah, bemerkte ich das lebhafte Inte­resse auch in den Augen der anderen Besucher. Einige bestätigten das Vorgelesene und freuten sich sehr darüber, andere waren ganz tief in ihren Gedanken und dachten wahrscheinlich an ihre Kindheit und ihre Eltern. Keiner der etwa 40, die gekommen waren, wirkte blasiert oder gleichgültig. Nach der Lesung gab es eine angeregte Diskussion mit vielen Fragen und Anmerkungen.

Die drei Stunden vergingen wie eine Sekunde, und die Lesung ist in der Spardose meiner Erfahrungen und Kenntnisse als wertvolle Zeit gelandet.


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