Offene Jugendarbeit

Jugendarbeit. Was ist dazu noch zu sagen.

Integration durch Comedy Festival in Karlsruhe

Auf dem Festival „Comedy Battle“, das Ende Februar in Karlsruhe stattfand, haben sich Russlanddeutsche zusammen mit einheimischen Deutschen in Sachen Humor gemessen – und das vor zahlreichem Publikum auf einer Bühne.

Jeder aus dem ehemaligen sowjetischen Raum weiß, was der „Klub der Witzigen und Schlagfertigen“ („KVN“) bedeutet. KVN ist ein sehr beliebter Humorwettbewerb in Russland, bei dem das Gespür der teilnehmenden Mannschaften für Humor unter der Leitung von Alexander Masljakow auf eine Probe gestellt wird. In diesem Wettbewerb gibt es einen Begrüßungsteil („privetstwie“), eine kleine Aufwärmung („razminka“) , einen musikalischen Bestandteil und noch einiges mehr. Seit kurzer Zeit existiert auch in Deutschland eine deutsche Version von KVN, unter dem Namen „Comedy Battle“. (Zur Kenntnis: „Comedy Battle“ im gegenwärtigen russischen Fernsehen ist wiederum ein anderes Format mit seinen eigenen Regeln).

Zur Vorgeschichte der Entstehung von Comedy Battle in Deutschland: zunächst wurde im Jahr 2003 der Verein „KiViN – Klub der Witzigen und Schlagfertigen e.V.“ gegründet. Dieser Verein fing an, die KVN-Spiele in Deutschland als westeuropäische Liga von KVN in russischer Sprache durchzuführen. Das Konzept und die Idee entsprachen dem urspünglichen KVN-Format aus Russland. Die Betreuung der westeuropäischen Liga von KVN übernahm Konstantiv Andreev, selbst ehemaliger Comedian. Übrigens ist Konstantin auch seit Dezember 2013 Mitglied in dem Bundesvorstand der Jugendorganisation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Da die Liga weiterentwickelt werden sollte, kam der Vorstand zu der Schlussfolgerung, mehr Deutschsprachige für die Auftritte zu gewinnen – das Comedy Battle entstand. Im Jahre 2014 startete die erste Comedy-Battle-Saison in Karlsruhe auf Deutsch und hatte großen Erfolg.

Mit dem Comedy Battle Festival in Karlsruhe im Februar 2015 wurde die zweite Saison des Comedy Battle’s eingeläutet. Die Eindrücke vom Spiel waren sehr positiv, und gut gelaunt sprachen wir nach der Veranstaltung mit dem Leiter des Projektes „KiViN e.V.“ Konstantin – über das vergangene Festival und darüber, wie man Humor auf deutsche Art und Weise nach KVN-Vorbild gestalten kann.

Jugend-LmDR: Kostantin, kannst du uns bitte kurz erläutern, was ein Comedy Battle Festival ist?

Konstantin Andreev: Das ist eine Veranstaltung, an der beliebige „Humormannschaften“ mit beliebigen Anschauungen, Ansichten und Konfessionen teilnehmen können. Jedes Team muss aus mindestens zwei Personen bestehen, die sich mit Hilfe von Humor auf der Bühne „äußern“ müssen. Sie bekommen sieben Minuten Zeit für ihren Auftritt. Das Festival dient dazu, neue Mannschaften für die neue Saison zu gewinnen. Alle Mannschaften, die jetzt beim Festival mit dabei waren, wurden zur Comedy-Saison 2015 eingeladen. Das Finale findet im November in Karlsruhe statt. Wer sind eigentlich die Mitglieder der Mannschaften?

In diesem Jahr haben wir nicht nur Teams eingeladen, denen das Format von KVN und das Comedy-Format schon bekannt ist, sondern auch deutsche Improvisationsgruppen. Für sie war eine solche Erfahrung völlig neu. Sie versuchten, auf der Bühne zu improvisieren, was ihnen auch wirklich sehr gut gelungen ist. Es gab auch Teams mit Russisch als Muttersprache, die schon in unserem russischen KVN aufgetreten sind. Es sind auch einige Schüler gekommen, die zwar einen russlanddeutschen Hintergrund haben, die aber besser Deutsch sprechen, weil sie hier aufgewachsen sind. Sie waren beim russischen KVN mit dabei und hatten ihren Auftritt von Anfang an in deutscher Sprache abgehalten. Außerdem war diesmal auf dem Festival eine sehr interessante Jury präsent – darunter zum Beispiel auch ein in Deutschland sehr bekannter Komiker Georg Schweitzer (Clown Schorsch) und Denis Hilger – Organisator eines Contestes für Nachwuchs-Comedians: „Comedy-College.“ Wir haben uns auch gefreut, dass Walter Gauks – Bundersvorsitzender der Jugend-LmDR uns als Jury-Mitglied von Anfang an treu geblieben ist.

Du hast deutsche Improvisationsgruppen erwähnt. In Deutschland existiert tatsächlich ein sogenanntes Improvisationstheater (oft auch kurz „Improtheater“) – was unterscheidet dieses Format von Comedy Battle?

Also die Improgruppen machen auf der Bühne das, was die KVN-Spieler in den Proben machen. Sie treten so auf, als würde eine KVN-Mannschaft ihre Begrüßung völlig improvisiert aufführen. Das Improtheater verfolgt außerdem nicht das Ziel, das Publikum zum Lachen zu bringen – wenn das aber gelingt, wird das sehr hoch geschätzt. Die Improgruppen können ein Drama inszenieren, oder aber etwas ganz anderes. Die Hauptsache ist, dass auf der Bühne alles improvisiert wird. Wir fanden, solche Auftritte kann man durchaus zu echten KVN-, also Comedy-Battle-Auftritten „verarbeiten“. Was ist denn deiner Meinung nach der Unterschied zwischen dem KVN auf Russisch und der deutschen Version von KVN – Comedy Battle, abgesehen von der Sprache? Wir dürfen nicht vergessen, dass vielen Leuten hier unser KVN-Format nicht bekannt ist. Viele haben davon sogar noch nie gehört. Deswegen sind bei Comedy Battle mehr Dinge erlaubt, als bei KVN. Wir sind da einfach flexibler. Außerdem sind es zwei verschiedene thematische Ebenen – was einen Deutschen zum Lachen bringt, ist für einen Russen nicht immer so interessant und umgekehrt. Immerhin ähneln sich diese zwei Formate. Alle Bestandteile bleiben erhalten, sie werden bloß anders benannt. „Privetstwie“ wird zum „Facecontrol“, „Razminka“ zum „Brainstorm“, es gibt auch „Blitz-Witz-Battle“ – in russischer Version ist es „Biatlon“, auch „Solo-Battle“, „Video-Battle“ und „Music-Battle.“ Hat das Format von Comedy Battle eine Zukunft hier, in Deutschland? Wenn man dieses Projekt richtig pflegt und wir genügend deutsche Teams bilden, so kommen wir auf ein höheres Niveau, was natürlich Früchte tragen wird. Ich bin fast hundertprozentig überzeugt, dass dieses Projekt hier in Deutschland erfolgreich sein wird. Ein Kommentar von Walter Gauks, Bundesvorsitzenden der Jugend-LmDR: „Ich denke, dass bei diesem Comedy, bei diesem konstruktiven Auseinandersetzen mit verschiedenen sozialen sowie politischen Themen, viele Stereotypen auf eine spielerisch-theatralische Art zerschlagen werden. Es ist sehr wichtig, dass man lernt, über sich selbst zu lachen. Dieses neue Format zieht immer mehr junge Leute in seinen Bann – nicht nur russlanddeutsche Jugendliche, auch Jugendliche aus anderen Kulturen und Einheimische. Wenn wir „Comedy Battle“ gemeinsam zukunftsorientiert gestalten, dann hat dieses Format wirklich tatsächlich Chancen, zu einer interessanten und bekannten Bewegung zu werden“. Alle, die gerne lachen, lädt Comedy Battle zum Halbfinale am 14. Juni in Karlsruhe ein. Das Finale findet am 29. November statt. Mehr Information finden Sie hier: http://comedybattle.de/

 


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