Mitten in der Gesellschaft

Mitten in der Gesellschaft angekommen.

Rede von Hartmut Koschyk beim gesellschaftspolitischen Forum der Jugendorganisation

Datum: 07.06.2016

Ort: Evangelische Gemeinde Berlin-Marzahn, Schleusingerstr. 12, 12687 Berlin

Redner: Hartmut Koschyk, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Die Einladung zum Eröffnungsvortrag mit dem Thema "Gesellschaftliche und politische Entwicklung der Deutschen aus Russland in der Bundesrepublik Deutschland und die diesbezügliche Politik der Bundesregierung" habe ich sehr gern angenommen.

Seit Anfang Januar 2014 bin ich nun bereits im Amt des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Ich habe das Amt aber nicht als "Neuling“ auf diesen Gebieten angetreten. Wie vielen bereits bekannt ist hatte ich von 1987 bis 1991 das Amt des Generalsekretärs des Bundes der Vertriebenen ausgeübt. Auch übernahm ich nach meiner ersten Wahl in den Bundestag im Jahre 1990 für zwölf Jahre den Vorsitz der Arbeitsgruppe "Vertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler und deutsche Minderheiten" der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ebenfalls seit 1990 habe ich als Mitglied des Innenausschusses des Bundestages und 2002-2005 als innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion diesem Bereich gewissermaßen die Treue gehalten. In all diesen Funktionen war ich immer auch intensiv mit den Fragen der Aufnahme und der Integration der Deutschen aus Russland befasst.

Auch seit meinem Amtsantritt als Aussiedlerbeauftragter habe ich so viele Gelegenheiten zu Gesprächen mit Vertretern der Spätaussiedler genutzt. Ich schätze unseren offenen Austausch sehr. Er führt dazu, ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander aufzubauen.

Als Bundesregierung sprechen wir längst von einer Erfolgsgeschichte der Integration der Aussiedler. Nur in der Öffentlichkeit kam diese Erkenntnis zögerlich an.

Die Integration der Spätaussiedler in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland vollzog sich Ende der 80er Jahre zunächst ganz lautlos. Dann folgten die 90er Jahre mit Zuzugszahlen im sechsstelligen Bereich. Über Jahre zeichnete die Berichterstattung in den Medien ein negatives Bild, etwa von straffällig gewordenen russlanddeutschen Jugendlichen. Auch Wissenschaftler wagten keine günstigen Prognosen. Über Normalität und Erfolge wurde lange kaum berichtet.

Die Spätaussiedlerfamilien wurden in der Öffentlichkeit zunehmend als russischsprachige Familien wahrgenommen und nicht als Deutsche, die unter Deutschen leben wollen. So war es nicht verwunderlich, dass sie sich nicht willkommen fühlten und sogar an ihrer deutschen Identität zweifelten.

Die Bundesregierung ließ die Spätaussiedler mit diesem Problem nie allein und begleitete sie mit einer Reihe von Maßnahmen. So haben sie Anspruch auf bundesgeförderte Integrationskurse und Migrationsberatung - die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer und die Jugendmigrationsdienste. Der Bund der Vertriebenen gehört zu den Trägern der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer.

Der Integrationskurs, um Deutsch wieder zu ihrer Muttersprache zu machen, ist für Spätaussiedler kostenlos. Zur Stärkung ihrer Identität können Spätaussiedler im Anschluss an den Integrationskurs ein Zusatzangebot - die sogenannte Ergänzende Maßnahme nach § 9 Abs. 4 Bundesvertriebenengesetz - nutzen. Der Kurs "Identität und Integration PLUS" wurde extra für Spätaussiedler konzipiert und steht auch all ihren mitgereisten Familienangehörigen offen. Die Bilanz dieser speziellen Kurse ist gut: Die Deutschkenntnisse der Teilnehmer haben sich verfestigt, ihr Selbstbewusstsein ist gestiegen, für viele gibt es einen Motivationsschub für ihren weiteren Integrationsprozess. Die Vermittlung in Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse gelingt oft schon unmittelbar im Anschluss an den Kurs.

Ebenso wie die meisten Spätaussiedler haben sich auch die Jugendlichen, die in den 90er Jahren in einer ohnehin schwierigen Entwicklungsphase der Pubertät nach Deutschland mitgenommen wurden, inzwischen in ihrer neuen Heimat Deutschland eingelebt. Ihre Lebensverhältnisse haben sich weitgehend an die der Einheimischen angeglichen. Mit anfangs geringen Deutschkenntnissen und Sozialisationserfahrungen in einem ganz anderen gesellschaftlichen System brauchten die jungen Spätaussiedler einfach eine Eingewöhnungszeit. Inzwischen sind sie erwachsen, haben größtenteils Familien gegründet und Verantwortung übernommen.

Auf die heutige junge Generation der Russlanddeutschen können wir stolz sein. Sie fallen durch ihren Bildungseifer auf. 23 Prozent der 16- bis 20-Jährigen besuchen die gymnasiale Oberstufe. 28 Prozent der 20- bis 30-Jährigen haben einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss. Besonders loben möchte ich die jungen Frauen mit ihrem deutlichen Trend zu höheren Bildungsabschlüssen.

Ich will hier aber gar nicht mit meiner Meinung hinter dem Berg halten, dass in der Frage der Anerkennung von im Herkunftsland erworbenen Ausbildungs- und Berufsabschlüssen immer noch ein Nachbesserungsbedarf besteht. Aus diesem Grunde habe ich Ende letzten Jahres gemeinsam mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Stefan Müller MdB, zu einem Fachgespräch mit Vertreterinnen und Vertretern zuständiger Behörden, Fachexperten und Verbänden ins Bundesministerium des Innern eingeladen – auch die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland saß mit am Tisch.

Neben den einschlägigen Bestimmungen des Bundesvertriebenengesetzes profitieren Spätaussiedler seit April 2012 auch vom Bundesgesetz zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, das sich allerdings nur auf die Berufe bezieht, die durch rechtliche Vorgaben des Bundes geregelt sind. Wir Teilnehmer der Fachtagung waren uns einig, dass dieser positive Trend auch von den Bundesländern für Berufe, für deren Anerkennung sie zuständig sind, ausgeweitet werden sollte.

Nicht nur die neu hinzuziehenden Spätaussiedler stellen für das zunehmend unter Fachkräftemangel leidende Deutschland eine große Chance dar. Auch die hier bereits seit längerem lebenden Aussiedler verfügen häufig noch über nicht genutzte Qualifikationen. Wir können es uns nach wie vor nicht leisten, auf dieses teilweise brachliegende Potenzial von Spätaussiedlern zu verzichten, vor allem im Bereich der pädagogischen Berufe!

Studien des Berlin Instituts von 2009 und 2014 sowie eine Analyse von Daten und Forschungsergebnissen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge von 2013 bestätigen: Die Aussiedler nähern sich immer mehr den Einheimischen an. Ihre Messlatte sind ganz klar die Deutschen ohne Migrationshintergrund. Sie wollen sich in unsere Gesellschaft einbringen und das gelingt ihnen immer besser.

Lassen Sie mich ein paar ermutigende Fakten nennen:

Nur drei Prozent der 20- bis 60-Jährigen Spätaussiedler haben weder einen schulischen noch beruflichen Abschluss. Beachtlich ist ihre hohe Bereitschaft zur Partizipation am Arbeitsmarkt, insbesondere auch der Frauen. Der Lebensunterhalt wird überwiegend durch eigene Erwerbstätigkeit oder Rente bestritten. Hier liegen die Spätaussiedler sogar vor den Personen ohne Migrationshintergrund! Die Erwerbstätigenquote entspricht der der Einheimischen. Die Erwerbslosenquote ist nur geringfügig höher als bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. An arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wird rege teilgenommen.

Manchmal wird beklagt, dass die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter keine besonderen Förderprogramme mehr anbieten, die sich ausschließlich an Spätaussiedler richten. Aber bedenken Sie: Spätaussiedlern steht der gesamte „arbeitsmarktpolitische Instrumentenkasten“ zur Verfügung. Sofern die Notwendigkeit besteht, können diese arbeitsmarktpolitischen Instrumente nachrangig noch mit sprachlichen Anteilen flankiert werden.

Integration in den Bereichen Bildung und Beruf ist nicht allein entscheidend für Erfolg. Gesellschaftliche Integration gehört dazu. Und da haben Aussiedler Vorbildwirkung. Hinsichtlich ihrer Einstellung heben sie sich von anderen Zuwanderergruppen, ja sogar von der Mehrheitsbevölkerung ab. Sie sind zufriedener mit ihrer Lebenssituation und beurteilen das Integrationsklima überdurchschnittlich häufig positiv. Sie schreiben die Integrationsverantwortung nicht der Mehrheitsgesellschaft, sondern überwiegend sich selbst zu. Sie rufen nicht nach dem Staat, sondern übernehmen die Verantwortung für die eigene Integration. Ihre Selbsthilfe untereinander ist sehr ausgeprägt. Ganz selbstverständlich übernehmen sie Patenschaften für ihre neu zugewanderten Landsleute. Aber nicht nur für die eigenen Leute. Im längst nicht mehr nur für Aussiedler angebotenen Programm „Integration durch Sport“ sind Aussiedler nach wie vor die Aktivsten in den Sportgruppen, viele als Übungsleiter. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Sie sind aktive Mitgestalter in der Gesellschaft - und das macht sie zu würdigen Partnern.


Aus Fremden sind Nachbarn geworden, die ganz selbstverständlich zu uns gehören.
Das ist sicher auch der Grund dafür, dass in den Medien (fast) keine negative Berichterstattung mehr über Russlanddeutsche zu finden ist.

Doch geriet die von mir soeben geschilderte Erfolgsgeschichte von der guten Integration der Spätaussiedler vor Kurzem ins Wanken und es stellte sich die Frage, ob es sich bei der Annahme einer erfolgreichen Integration der Spätaussiedler in Deutschland um ein großes Narrativ, um eine bloße Erzählung handelte, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat:

So tauchte im Januar 2016 plötzlich in der Öffentlichkeit die Behauptung auf, hier in Berlin Marzahn sei ein 13-jähriges russlanddeutsches Mädchen von Migranten vergewaltigt worden. Rasch wurde diese Behauptung in den sozialen Medien kommuniziert und mit den Vorfällen in der Nacht zum Jahreswechsel 2016 in Köln in Verbindung gebracht. Ohne die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft abzuwarten, griffen russische Medien am 16. Januar 2016 in den Abendnachrichten öffentlichkeitswirksam die vermeintliche Vergewaltigung auf. In der Folge kam es zu Demonstrationen vor dem Kanzleramt und auch in Städten in Süddeutschland, an denen auch Russlanddeutsche, aber ganz offensichtlich in großer Zahl ebenso russischsprachige Einwanderer nicht deutscher Abstammung teilnahmen.

Nichts von der angeblichen Vergewaltigung hat sich als wahr erwiesen: Das Mädchen hat die fragliche Nacht wohl bei einem 19-jährigen Bekannten übernachtet. Zu sexuellen Kontakten ist es nach Ansicht der Ermittlungsbehörden nicht gekommen. Das Mädchen habe aus Angst vor den Eltern und wegen schulischer Schwierigkeiten gehandelt.

Diese Geschehnisse zeigen: Vertreter der rechtextremistischen Szene haben versucht, die aufgebrachte Stimmung unter den Russlanddeut-schen im Umfeld der vermeintlichen Vergewaltigung des russlanddeutschen Mädchens in Berlin für ihre politischen Ziele zu nutzen. Diesen Vorfall und die Geschehnisse in Köln in der Silvesternacht 2015/2016 nutzen Rechtsextremisten, um die von ihnen aufgebrachten Szenarien einer wachsenden Überfremdung weiter zu schüren.

Die Bundesregierung beobachtet in der Tat, dass deutschsprachige Plattformen russischer Medien und auch das Internet genutzt werden, um mittels Desinformation die öffentliche Meinung in Deutschland zu beeinflussen. Russlanddeutsche stellen für diese russlandfreundliche Propaganda offenbar eine sehr wichtige Adressatengruppe dar. Wir werden diese Entwicklung weiterhin aufmerksam beobachten.

Allerdings möchte ich ausdrücklich festhalten: Die Zahl der russland-deutschen Teilnehmer an den bundesweiten Demonstrationen und die Verwurzelung eines Teils der Demonstranten im rechtsextremen Milieu lassen in keinster Weise den Rückschluss auf den Rechtsextremismus der Gesamtheit der russland-deutschen Spätaussiedler zu. Es kann daraus auch nicht geschlossen werden, dass der Anteil rechtsextremistischer Spätaussiedler im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überrepräsentiert sind. Bei der Frage, wie groß der Anteil der Rechtsextremen an der Gesamtheit der Russlanddeutschen denn tatsächlich ist, muss daher von einer sehr kleinen Gruppe innerhalb der Russlanddeutschen ausgegangen werden.

Ich kann die Sorge sehr gut nachvollziehen, dass sich die Spätaussiedler mit Rechtsextremen „über einen Kamm“ geschoren sehen. Ich nehme diese Sorge auch sehr ernst. Tatsächlich hat eine kleine Gruppe mit ihren Aktionen die öffentliche Wahrnehmung der Russlanddeutschen negativ beeinflusst und es ist nicht auszuschließen, dass ein Teil der Bevölkerung dieses Bild zu Unrecht auf „die“ Russlanddeutschen verallgemeinert und sich in ihrem Fehl- und Pauschalurteil über die Russlanddeutschen bestätigt sieht.

Mein Bild ist jedoch ein anderes. Ich komme nun ja wirklich viel in unserem Land herum und habe viele Möglichkeiten zum Austausch mit den deutschen Landsleuten, die als Aussiedler aus Russland und den anderen Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion nach Deutschland gekommen sind. Viele Veranstaltungen bestreite ich gemeinsam mit meinem Parlamentskollegen Heinrich Zertik, wie auch heute Abend. Ich glaube gerade nicht, dass die Deutschen aus Russland in ihrer Gesamtheit besonders anfällig für rechtsextremes Gedankengut sind. Sie sind Teil unserer Gesellschaft. Wie die übrigen Deutschen auch habe sie Sorgen, und gerade Extremisten versuchen, auf diesen Sorgen ihr Süppchen zu kochen. Aber ich glaube, die Struktur der Russlanddeutschen in Deutschland ganz gut zu kennen. Es sind vor allem Menschen, die tief in ihrem christlichen Glauben verwurzelt sind. Deshalb glaube ich nicht, dass sie besonders anfällig für rechtsextremes Gedankengut sind. Vorwiegend aus diesem starken Glauben heraus sind viele Russlanddeutsche heute stark engagiert bei der Integration der zu uns gekommenen Flüchtlinge – wie beispielsweise der von Walter Gauks geführte, überwiegend von Russlanddeutschen getragene Verein Lyra e.V. in Berlin-Lichtenberg.

Deshalb ist es mir gerade in Richtung auf unsere Spätaussiedler besonders wichtig, auf die erfolgreiche Integration hinzuweisen. Die Integration der Spätaussiedler in Deutschland insgesamt ist erfolgreich. In Deutschland leben heute mehr als 4,5 Millionen Aus- und Spätaussiedler mit ihren Familienangehörigen. Der ganz überwiegende Teil der Russlanddeutschen ist in Deutschland gut integriert. Sie teilen unsere gemeinsamen Werte, stehen zur freiheitlich demokratischen Grundordnung und haben sich nach ihrer Ankunft aktiv und gewinnbringend in die deutsche Gesellschaft integriert.

Alle, die mit der Geschichte der Deutschen aus Russland vertraut sind, wissen um die entscheidende Bedeutung der religiösen Verwurzelung: Wesentlicher Teil der Einladungsschreiben von Katharina der Großen und ihrer Nachfolger waren die Garantie der Glaubensfreiheit; in der schweren Zeit der sowjetischen Deportationen mit dem Verlust der angestammten Heimat blieb den Deutschen aus Russland der Glaube als starke geistige Heimat. Glaube und Heimat, davon bin ich tief überzeugt, sind, wenngleich nicht ausschließlich, so doch in besonderem Maße identitätsstiftend. Sie machen uns zu dem, was wir sind. Ich bin überzeugt, dass Identität und Heimat zusammen mit dem Glauben einen harmonischen Dreiklang bilden; fehlt einer der drei Töne, klingen die Laute nicht mehr harmonisch zusammen. Die Menschen suchen in der heutigen globalisierten und immer unübersichtlicher erscheinenden Welt nach Orientierung und ihrer eigenen Identität. Religiöse Verwurzelung bietet in jedem Fall Halt und Orientierung, gerade für Menschen, die sich nach dem Verlassen ihrer angestammten Heimat in einer zunächst fremden Umgebung ein neues Zuhause erwerben müssen. Darüber hinaus ist sie auch ein effektiver Schutz gegen die Werbungen politisch extremer Kräfte. Daher danke ich an dieser Stelle auch den christlichen Kirchen für ihr besonderes Engagement bei der Integration der Deutschen aus Russland und die gute Zusammenarbeit, die ich als Bundesaussied-lerbeauftragter mit den Kirchen pflegen darf.

Gleichwohl können und müssen die Angebote der politischen Bildung für Aussiedlerinnen und Aussiedler noch optimiert werden. Bereits kurz nach meinem Amtsantritt 2014, also lange vor dem "Fall Lisa", habe ich den Anstoß zu einer Integrationsfachtagung mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie der Bundeszentrale für politische Bildung gegeben. Erst Ende letzter Woche fand eine gute Beratung im Bundesministerium des Innern statt, an der neben Heinrich Zertik auch Walter Gauks als Bundesvorsitzender der Jugend der Landsmannschaft und Jürgen Arnhold als Geschäftsführer der Landsmannschaft teilnahmen. Dabei haben wir weitere Maßnahmen in Richtung der Verstärkung der Politischen Bildung und der Maßnahmen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, hierbei vor allem im Zusammenwirken mit den Strukturen der Deutschen aus Russland, besprochen.

Gestatten Sie es mir abschließend, auf einen aktuellen Aspekt der aktuellen Vertriebenen- und Spätaussiedlerpolitik einzugehen.

In diesem Jahr begehen wir am 20. Juni zum zweiten Mal den „Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung“. Mit der Einführung dieses Gedenktages ist ein vielfach geäußerter Wunsch aus Kreisen der Vertriebenen in Erfüllung gegangen. Das ist ein bedeutendes Zeichen der Verbundenheit mit den deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedlern und ein weiterer wichtiger Schritt zur gesellschaftlichen Anerkennung ihres Schicksals. Der Gedenktag stärkt insbesondere die Erlebnisgeneration in der Überzeugung, dass Flucht und Vertreibung auch weiterhin öffentlich und politisch in besonderer Weise wahrgenommen werden. Zugleich ist es eine Würdigung des Beitrags der deutschen Heimatvertriebenen zum Aufbau unseres Gemeinwesens. Es ist sehr wichtig, dass die historische Aufarbeitung dieser Ereignisse sowie das Gedenken an die Opfer nachhaltig unterstützt werden. Hierdurch wird deutlich gemacht, dass der Wille und die Kraft zu Versöhnung und Neuanfang, der gemeinsame Aufbau und Zusammenhalt in der Gesellschaft das Fundament bilden, auf dem Deutschland heute Menschen aus 190 Nationen eine Heimat bietet.

In diesen Gedenktag sind auch die zahllosen Russlanddeutschen hin-eingenommen, die nach dem berüchtigten Erlass vom 28. August 1941 aus ihrer angestammten Heimat in unwirtliche Gegenden deportiert wurden oder in der sog. Trudarmee unter menschenunwürdigen Umständen Zwangsarbeit leisten mussten.

Der Deportationserlass vom 28. August jährt sich dieses Jahr zum 75. Mal. Die Bundesregierung ist sich der hohen Bedeutung dieses Tages für alle Deutschen aus Russland und den übrigen Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion bewusst. Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière und ich werden daher beide an der zentralen Gedenkveranstaltung, die die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft am 28. August 2015 in Berlin durchführt, zugegen sein und damit die tiefe Verbundenheit der Bundesregierung mit den Russlanddeutschen zu Ausdruck bringen.

Diese Erinnerung ist notwendig für ein menschenwürdiges Leben in Zukunft. Ich bin sicher, dass die Erfolgsgeschichte der Spätaussiedler um viele weitere Kapitel ergänzt werden wird! Auf meine Unterstützung bei der Verbreitung der Erfolge in der Öffentlichkeit können Sie bauen!

 

Quelle: http://www.aussiedlerbeauftragter.de/SharedDocs/Reden/AUSB/DE/160907_im_dialog_mit_Deutschen_aus_Russland.html

 

 


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