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Mein Weg nach Russland

Student der Internationalen Betriebswirtschaft Osteuropa an der Hochschule Heilbronn berichtet über seinen ereignisreichen Studiengang 

Ich darf mich Ihnen kurz vorstellen. Mein Name ist Christopher Holger Werner Alicke. Ich bin 25 Jahre jung und Student der Hochschule Heilbronn. Mein Studiengang: Internationale Betriebswirtschaft Osteuropa. Der Frage, ob ich familiäre russische Wurzeln besitze kann ich mit einem kurzen „Нет, никаких“ entgegnen. Mit meinen Eltern und Großeltern unterhalte ich mich auf Deutsch und auch sonst wüsste ich nicht, dass dies bei uns in der Familie jemals anders gewesen sei. Möchte man nun allerdings wissen, was mich mit Russland verbindet, so ist dies weitaus mehr, als ich in diesen Zeilen niederschreiben kann.

Bereits seit klein auf habe ich viel Kontakt zu Mitmenschen aus der ehemaligen UdSSR. Ich entwickelte den Wunsch, die Kultur, welche die Kindheit meiner Freunde und Bekannten prägte, näher kennenzulernen. Die russische Sprache stellte für mich dabei einen ganz besonderen Reiz dar. Als es nach dem Abitur darum ging, eine Entscheidung hinsichtlich meines weiteren Werdegangs zu treffen, erregte das Studienangebot der Hochschule Heilbronn meine ganze Aufmerksamkeit. Neben einer klassischen BWL-Lehre erfuhr ich von der Möglichkeit, Unternehmensführung mit internationaler Ausrichtung und besonderem Fokus auf den osteuropäischen Wirtschaftsraum zu studieren. Der seit 2007 akkreditierte Studiengang der Internationalen Betriebswirtschaft Osteuropa (kurz IBO) hebt sich aus der deutschen Hochschullandschaft hervor. In Ergänzung zu den Kerninhalten der Betriebswirtschaft erhalten die Studierenden Unterricht in der russischen Sprache, wobei Grundkenntnisse keine Voraussetzung darstellen. Entsprechend des jeweiligen Sprachniveaus kann somit eine angemessene Förderung der Anfänger sowie der Fortgeschrittenen ermöglicht werden. Hervorzuheben sind darüber hinaus Veranstaltungen wie die International Area Studies Eastern Europe, die es den Teilnehmern ermöglichen, sich auch fachlich speziell für den osteuropäischen
Wirtschaftsraum zu profilieren.

Es ist wenig verwunderlich, dass ich vor allem mit Kommilitonen Kontakte schloss, die gebürtig aus Russland oder der damaligen Sowjetunion kommen. Studierende ohne jeglichen muttersprachlichen Hintergrund sind bis heute rar, was durchaus zu bedauern ist. Worauf sich dies begründen lässt, vermag ich an dieser Stelle nicht zu erläutern. Meine feste Überzeugung ist allerdings, dass derartige Bildungsangebote eine wertvolle Chance darstellen, sich einerseits für eine internationale Berufslaufbahn qualifizieren zu können und andererseits den Gedanken dafür zu entwickeln, von welch bedeutender Tragweite eine Kooperation mit Osteuropa und insbesondere Russland ist, sowohl im wirtschaftlichen, aber auch im gesellschaftlichen Kontext. Letzteres, so meine ich, ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass auch ökonomische Unterfangen erfolgreich gestaltet werden können.

Im Hinblick auf die Perspektive, später im osteuropäischen Markt beruflich tätig zu sein, stand für mich bereits zu Beginn des Studiums fest, Auslandserfahrung in Russland sammeln zu wollen. Ich absolvierte zwei Semester an der staatlichen Universität von Syktyvkar, Hauptstadt der Republik Komi. Es war für mich ungeheuer spannend, in eine mir völlig unbekannte Gegend zu reisen. Ich wollte Russland auf eine intensivere, ursprünglichere Art erleben, als dies vielleicht in einer Metropole wie Moskau, in der doch vieles eher vertraut und international geprägt ist, möglich wäre. Dabei möchte ich Moskau seinen ganz besonderen Charme nicht absprechen – ich bin ihm selbst erlegen. In Zusammenarbeit mit der Universität in Syktyvkar besteht mein Ziel darin, zum Ende des Studiums neben dem deutschen Hochschulabschluss auch das russische Diplom im Rahmen des sogenannten „Double Degree – Programms“ zu erhalten. Neubewerber des Studiengangs dürfen sich neben Syktyvkar und Moskau
auf Partneruniversitäten in Sankt Petersburg und Sotschi freuen.

Im Anschluss an das Auslandsstudium bot sich mir die Gelegenheit, auch mein Unternehmenspraktikum in Russland zu absolvieren. Innerhalb des Praktikantenprogramms „Russland in der Praxis“ des DAAD führte mich mein Weg weiter zur Volkwagen Group Rus. Am Produktions-Standort in Kaluga konnte ich zusammen mit anderen Studenten aus Deutschland Einblicke in die Automobilbranche sowie die russische Arbeitswelt erhalten. Schließlich ergab sich für mich die zusätzliche Möglichkeit, die Abschlussarbeit meines Studiums dort zu verfassen.

Ich blicke nun auf die knapp zwei Jahre zurück, die ich während meines Studiums in Russland verbringen durfte und bin in meinem Bestreben bestärkt, mich beruflich weiter in Richtung Osteuropa und speziell Russland zu orientieren. Persönlich bin ich der Meinung, dass es falsch ist, neue, „kalte“ Grenzen aufzubauen. Bedeutsam ist es, sich anzunähern und neue Wege der Verständigung zu finden, um auch die wirtschaftlichen Potentiale durch Kooperationen gemeinsam erschließen zu können. Ich habe eine besondere Beziehung zu Russland entwickelt und möchte mich dafür einsetzen, den Dialog voranzutreiben.

Es war eine äußerst ereignisreiche und wunderschöne Zeit, in der ich viel erleben und lernen konnte. Besonders begeistert bin ich von der Wertschätzung, die ich stets von meinen Mitmenschen erfahren habe. Nie verspürte ich mir als Deutschen gegenüber Ressentiments, ganz im Gegenteil. Die Leute kamen auf mich zu, luden mich ein, halfen mir, wann immer es notwendig war und zeigten mir mit ganzem Stolz ihr wundervolles Land. Diesem entgegengebrachten Vertrauen möchte ich in gleicher Weise begegnen und mich einbringen, um gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft steuern zu können. 

Austauschprogramme, wie sie sich im IBO-Studium der Hochschule Heilbronn bieten, können neue Perspektiven aufzeigen. Ich kann neuen Kommilitonen daher nur raten, diese Angebote anzunehmen. Begeben Sie sich aus Ihrer Komfortzone heraus und forcieren Sie Ihre osteuropäischen Auslandsaktivitäten. Sie werden diese interkulturellen Erfahrungen als große Bereicherung erleben.

Erschließen Sie Ihren Weg, oder, um es mit dem Motto der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland auf den Punkt zu bringen:

ZusammenhaltenZukunft gestalten“.

Christopher Holger Werner Alicke, IBO-Student der Hochschule Heilbronn


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