Der Jugendverband stellt sich vor: Thomas Rikert

Diesmal möchten wir unseren Lesern das aktive Mitglied der Jugendorganisation der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Thomas Rikert, vorstellen, der seit einigen Jahren zusammen mit seiner Mutter Olga und seiner Schwester Michelle einen wichtigen Beitrag zur ehrenamtlichen Arbeit unserer Landsmannschaft leistet. 

 

Die Vorfahren von Thomas mütterlicherseits waren ursprünglich zum Teil Norddeutsche, die nach dem ersten Weltkrieg nach Sibirien verbannt wurden, und zum Teil  „echte“ Wolgadeutsche. Sie waren wohlhabende Bauer in der Wolgarepublik, die sich mit täglichem Fleiß um ihren großen Hof kümmerten. In den 30ern Jahren verloren sie ihr Eigentum durch die Enteignung der Sowjetunion, und als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurden sie nach Sibirien vertrieben. Die Oma von Thomas, Elvira, erlebte diese grausame Deportation im Winter 1941, sie selbst war damals ein neunmonatiges Kind. Ihr Vater, Josef Wagner - der Urgroßvater von Thomas - starb nach einem Jahr in der Trudarmee. Die Urgroßmutter Maria erlebte nicht nur den grausamen Tod ihres Mannes, sondern auch - wie viele anderen Deutschen in dieser Zeit - Hunger und Not. Und dennoch hatte sie viel Kraft, ihre 5 Kinder großzuziehen. Nicht nur das, sondern auch ihren Kindern und Enkelkindern (z.B. der Mutter von Thomas) die Sprache und die alten Traditionen weiterzugeben.

So erzählt Olga Rikert, dass ihre Eltern die deutschen Traditionen immer stark pflegten. Diese Traditionen brachten sie auch Olgas Kindern Thomas und Michelle bei, die kurz nach der Übersiedlung der ganzen Familie nach Deutschland in Berlin zur Welt kamen. „Meine Kinder sind bei meinen Eltern quasi groß geworden“, gesteht die Mama von Thomas. „Sie haben Thomas und Michelle vieles vermittelt, was wir zu Hause gepflegt haben – von unseren russlanddeutschen Sprichwörtern bis hin zu sämtlichen Speisen.“ Leider verstarben Olgas Eltern ziemlich früh, so dass sie es nicht mehr erleben konnten, wie sich ihre Enkelkinder entwickeln. Sie wären bestimmt auf ihren Enkelsohn Thomas stolz gewesen.

„Ich habe meinen Kindern – besonders Thomas – sehr viel über die Geschichte meiner Familie erzählt. Wer sind wir, wo kommen wir her, warum sind wir so, wie wir sind", erzählt Mama von Thomas.

Thomas und Jugendarbeit

Vor zwei Jahren kam Thomas mit zu den Vorstandswahlen der Jugendorganisation nach Würzburg. So begann seine Tätigkeit bei der Jugendorganisation. Thomas kann sich an vieles erinnern, was er im Rahmen der Jugendarbeit getan hat. Besonders faszinierend findet er den regelmäßigen Austausch mit Politikern, da sie den jungen Leuten was beibringen können. Ihn interessiert, wie die Politik so funktioniert, auch in einem Verein. Thomas bereitet generell die Jugendarbeit Spaß, er strebt aber nach noch mehr Wissen und würde sich bei dem Jugendverband aktiver einzubringen. Allerdings bleibt ihm nur noch wenig Zeit dafür, weil Thomas ein fleißiger Student ist. Er studiert aktuell Mikrosystemtechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, und es ist bekanntlich nicht so leicht, Studium und Privatleben mit der Jugendarbeit zu kombinieren.

Zu seiner eigenen Identität sagt Thomas: „Ich fühle mich wie ein Berliner und zugleich als ein Russlanddeutscher. Ich spreche berlinerisch, habe aber eine andere Geschichte als die Einheimischen." So ist eine neue Identität entstanden – ein „waschechter“ Berliner mit einer russlanddeutschen Vergangenheit.

 

Lena Arent, Redaktion der Jugend-LmDR


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